Namra-Zyklus III

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Die Inhalte im grauen Kasten wurden von Gideon erstellt. Es handelt sich um Fanwork und nicht um offizielle Spielinhalte.

Saba reichte ihm einen Becher mit Wasser. Die geflochtenen Zöpfe fielen seitlich an ihrem besorgten Gesicht herab, ihre linke Hand mit den neun Fingern hatte sie nervös in den Nacken gelegt und nestelte hin und wieder an den großen Vollmondohrringen herum. “Lass es mich noch einmal sehen” befahl Sethos sie zur Seite, beugte sich über Namras Lager und schob das Hemd vorsichtig hoch, um die darunter liegenden Ringe zum Vorschein zu bringen. Er tastete jeden Einzelnen von ihnen sorgfältig ab, versuchte Unregelmäßigkeiten zu erfühlen, fragte nach Druckschmerz. Namra verneinte. Der Leuchtstrahler in der Ecke flackerte. Er konnte sehen wie sich Sethos’ Blick präzise Zentimeter um Zentimeter vorarbeitete. Seufzend richtete sich der Hogon auf.

“Und?” kam es raspelnd von Antef, der ganz in der Nähe auf einem wackligen Stuhl saß und sich das Knie rieb. Namra erkannte die Antwort, noch bevor Sethos sie ausgesprochen hatte. “Ich weiß es nicht. Um genau zu sein, ich habe so etwas noch nie gesehen. Noch niemals. Und ich habe ach so viel gesehen, dass es für mehrere Leben reichen würde.” Die Ratlosigkeit im Gesicht des Hogons war entmutigend. “Aber er scheint keine Schäden davongetragen zu haben, seine Organe sind wohl intakt. Mehr als einen Schrecken und das da” - er deutete auf die schwarzen Ringe - “scheint er nicht abbekommen zu haben. Für den Augenblick ist das alles, was ich sehen kann.” - “Und was hat das Ganze verursacht?” Von der Tür aus drang Mes’ Stimme durch den Raum, die dort an der Wand lehnte. “Er wird ja wohl kaum einfach so einen solchen Anfall bekommen haben, oder? Ich meine, die Kreise.. er bildet sich das ja nicht nur ein, er hat nicht einfach nur einen Schwächeanfall oder Ähnliches erlitten.” Schweigen. Man hatte ihn wohl ein paar Stunden später aufgefunden, nachdem er die letzte Schale erreicht hatte. Daran erinnern konnte sich Namra nicht mehr, obwohl er bei Bewusstsein gewesen war. Nur die Visionen waren ihm noch immer klar und deutlich im Gedächtnis geblieben. Gesagt hatte er davon allerdings nichts, nur die Enge in der Brust beschrieben und wie ihm schwarz vor Augen geworden war.

“Wie ich schon sagte, ich weiß es nicht. Vielleicht..” Sethos blickte Namra an. “Vielleicht ist etwas bei ihm anders.” Er kniete sich rasch neben Namra nieder. “Als du initiiert wurdest, als der Anubisfinger deine Haut geritzt hat und das Anubismal auf deine Haut trat, an dem Tag, an dem Antef dich erwählt hat.. beschreib mir die Stelle. Beschreib’ sie genau.” Namra sah von Sethos zu Antef und wieder zurück. “Ich.. weiß nicht, gewöhnlich, denke ich, so wie bei Anderen auch. Ein rundes Ekzem, genauso wie bei anderen Initianten, die Antef nach mir ausgewählt hat.” - “Er sagt die Wahrheit. Da war nichts.” krächzte Antef. Sethos stieß enttäuscht Luft aus, seine Nasenflügel bebten. Er erhob sich. “Nun.. Namra, das war nicht die Zeremonie, die wir uns für dich gewünscht hatten aber so ist es nun einmal, ändern können wir es nicht und das Ganze zu wiederholen halte ich für sinnlos. Wie dem auch sei - Willkommen im Bund von Amun. Du hast die Worte der Wahrheit gelesen. Ob du sie verstanden und verinnerlicht hast, liegt bei dir.” Mit seinen langen Fingern deutete er auf einen Stapel gefalteter Leinen, die auf einem Tisch an der Rückseite des Raumes standen. “Dort findest du deine zukünftige Gewandung. Ich hoffe, du erholst dich gut. Deine Ausbildung werde ich persönlich fortsetzen, so kann ich deine Entwicklung genauestens beobachten.” Er taxierte Antef mit einem Blick. “Ich wünsche eine geruhsame Nacht.” Dann rauschte er hinaus.

Mes schnitt eine Grimasse, während Saba noch immer besorgt dreinblickte. “Puh, der war ja sauer. Nimm’s ihm nicht übel, Namra, aber der Hogon steht auf diesen zeremoniellen Firlefanz. Ich fürchte, du hast ihm wohl für die nächsten Tage die Laune verdorben.”, meinte Mes feixend. Saba, die bislang weitgehend still gewesen war, blickte zweifelnd in die Runde. “Wenn der Hogon nicht weiß, was da passiert ist.. Wie gehen wir damit um? Ihr habt ihm doch die Wahrheit gesagt, oder?” Ihr Blick ging zwischen Antef und Namra hin und her. “Er war ein gewöhnlicher Junge, wie andere auch. Gut, das Anubismal war möglicherweise etwas dunkler als sonst, aber selbst wenn es das gewesen wäre, würde das niemals eine solche Reaktion erklären. Und selbst wenn, eine solche Reaktion.. vollkommen unmöglich. Da gibt es keinen Zusammenhang.” murrte Antef. “Ihm ist nichts passiert, vielleicht hat sein Körper einfach nur auf unvorhergesehene Art und Weise reagiert. Saba, du kennst das doch bei der Katalyse. Da läuft auch nie alles so, wie man sich das vorgestellt hat.” “Ja, schon, aber da werden die Hautringe auch nicht schwarz. Die Atemnot, Herzrasen, klar, daß kann jedem passieren. Ich hab fette Männer in Justitian vom Pferd kippen sehen, genauso wie junge Gefangene in Hybrispania. Aufregung, Nervosität, Stress… können viele Auswirkungen haben. Wenn ihr mich fragt, dann ist das eine Katastrophe. Sethos wird jetzt anfangen, alles an ihm überwachen zu wollen, weil er glaubt, er hätte die Kontrolle verloren. Er wird ihn unter Beobachtung stellen und ihm nach und nach dadurch die Luft zum Atmen nehmen. So wie alle anderen großen Männer, die dachten, alles liefe nach Plan. Was machen wir denn jetzt? Wahrscheinlich kommen jetzt noch weniger Expeditionen hier an und irgendwann sitzen wir ganz auf dem Trockenen. So hab ich mir das alles ganz und gar nicht vorgestellt.” Mes schnalzte mit der Zunge und Saba fasste Namra an die Schulter. “Und du hast wirklich keine Ahnung davon, was das verursacht haben könnte?”

Namra hatte zugehört, zwischen ihnen hin und her geblickt. Er war Saba dankbar, dass sie das Wort ausgelassen hatte, das ihm im Kopf rumging: Angst. Aber wie sie über seinen Kopf hinweg diskutierten, als ob er ein Kind wäre, das nicht in der Lage war, sich sinnvoll einzubringen, gefiel ihm gar nicht, es reizte ihn sogar ungewöhnlich stark. “Verdammt jetzt ist aber wirklich genug!” platzte es aus ihm heraus. “Glaubt ihr alle denn, ich hab Spaß dabei, wieder und wieder untersucht zu werden und mir eure dämlichen Fragen immer wieder aufs Neue anzuhören? Mal ganz abgesehen davon, dass irgendwas passiert ist - irgendetwas mit mir passiert ist - wovon ich keine Ahnung hab. Also nein, Saba, ich hab’ keine Ahnung was so etwas verursachen könnte, warum die Ringe jetzt schwarz sind. Wenn ihr alle nichts besseres zu tun habt, als mir ständig zu unterstellen, ich hätte mir das selbst angetan oder ich müsste wissen was passiert ist, dann verzieht euch und lasst mich in Ruhe. Bei eurer lästigen Fragerei bekomme ich Kopfschmerzen.” Während die Wut in ihm hochgekocht war hatte er zornig in die Runde geblickt. Saba hatte schuldbewusst den Blick abgewandt, Antefs Blick war ausdruckslos und Mes hatte breit gegrinst. “Also raus jetzt, ich will mich ausruhen.” Er drehte sich auf die Seite, weg von ihnen. Hinter sich hörte er ihre Schritte, wie sie die kleine Wellblechhütte verließen und die Tür zu zogen.

Endlich war er alleine. Hals und Lunge schmerzten noch immer. In was für eine Katastrophe war er da nur reingerutscht.. Das war überhaupt nicht was er erwartet hatte, was er sich gewünscht hatte. Eigentlich hätte Namra gerne mit den Anderen darüber geredet, was wirklich passiert war, aber dann hätte er zugeben müssen, dass er den Hogon angelogen hatte. Nun, angelogen war ein starkes Wort, wohl eher hatte er Dinge weggelassen oder Details nicht erwähnt, aber diese Dinge fühlten sich persönlich an. Dem Hogon von dem Schatten, dem weißen Käfig und den Gefühlen zu erzählen kam ihm wie eine schlechte Idee vor, also hatte er es für sich behalten. Aber was wenn darin der Hinweis lag, den Sethos brauchte, um hinter das Geheimnis zu kommen und ihm zu sagen, was nicht mit ihm stimmte? Unsinn, er hatte einen Herzstillstand erlitten, war ohnmächtig gewesen und was er gesehen hatte war lediglich das letzte Feuerwerk seiner Nervenstränge gewesen, bevor ihm das Licht ausging. Seltsam war nur, dass er nichts davon vergessen hatte. Als sei er wach gewesen, hätte das alles wirklich mitangesehen. Dieses ganze Schlamassel hätte er nur zu gern mit jemandem besprochen, aber mit wem denn? Er kannte niemanden hier wirklich, alle waren ihm fremd - alle außer Antef - aber zu dem hatte er nur soweit Vertrauen, wie es um Angelegenheit seiner Ausbildung ging. Es war wie in den ersten Jahren, kurz nachdem Antef ihn von Zuhause weggeholt hatte. Namra fühlte sich einsam. Er war an einem Ort, den er nicht kannte, mit Menschen, die ihm fremd waren, war in Dinge geraten, die er nicht verstand. Irgendetwas war mit ihm passiert aber niemand wusste was genau geschehen war, was mit ihm geschehen würde. Alles war still geworden. Da war kein Flüstern der Ahnen mehr, das ihn bei jedem Schritt begleitet hatte, stattdessen war er in das kalte Schweigen ausgestoßen worden. Was sollte er hier nur? Dieser Ort und alles, was er auf der Reise erlebt hatte, kam ihm so sinnlos vor. Namra lag auf seiner Lagerstätte, hatte Arme und Beine an die Brust gezogen und wusste nicht weiter, während die Hilflosigkeit ihn zu ertränken drohte. Schwer saß der Knoten in seinem Hals, die Augen waren feucht geworden, als es in ihm hochstieg. Schluchzend brach es aus ihm heraus, Tränen liefen über seine Wangen, während er einfach nur da lag, allein, verlassen, ängstlich. Wie das blökende Schreien eines verlorenen Lamms hörte er sich selbst wimmern.

Es klopfte an der Tür. Rasch wischte sich Namra mit dem Handrücken über Augen und Wange, blieb aber liegen und antwortete nicht. Die Tür ging auf und wieder zu, dann näherten sich leichte Schritte. Jemand setzte sich an sein Lager. Namra fühlte eine weiche Hand, die ihm über den Rücken streichelte, tröstend, mitfühlend. Sie sagte kein Wort, leistete ihm Gesellschaft, ja Beistand, so schien es Namra. Nach einer Weile beruhigte er sich, sein Atem wurde gleichmäßiger, die Tränen versiegten. “Ich würde dir ja beruhigend durch die Haare fahren, aber bei deinem rasierten Schädel klappt das nicht, fürchte ich.” Namra drehte sich um und setzte sich auf. Mes saß da einfach, grinste ihn an. Er rieb sich die Augen und konnte ein gequältes Lächeln nicht unterdrücken. “Du musst nichts sagen, Namra, ich weiß wie du dich fühlst. Man kommt hierher, ohne wirkliche Erwartungen und dann läuft alles trotzdem nicht wie geplant, so kommt es einem zumindest vor. Man fühlt sich einsam, hilflos, verletzlich. So war’s bei mir auch. Gott, ich hab’ Rotz und Wasser geheult als ich hierher kam. Bei mir war’s Saba.” fügte sie auf Namras fragenden Blick hinzu. “Das ist jetzt 3 Jahre her… Wie die Zeit vergeht.. Wär’ sie nicht gewesen, ich wäre nie hierher zurückgekommen, hätte hingeworfen. Aber so ist es mir leicht gefallen, ein paar Monate im Jahr hier zu verbringen. Ich hoffe, dass es dir genauso geht.” Sie lächelte ihm ermutigend zu. “So, ich muss jetzt wirklich, es gibt morgen viel zu tun! Ruh’ dich aus, dann sieht die Welt bald viel besser aus. Außerdem.. schwarze Ringe, weiße Ringe… wen interessiert’s? Das ist wie mit den Streifenpferden.” Mes zwinkerte, erhob sich und ging zur Tür. Namra fühlte sich besser, gefestigt. Auch wenn er nicht mit ihr über die Dinge gesprochen hatte, die ihm im Kopf herum schlichen, so war ihm ihre Geste doch sehr nahe gegangen. “Danke.” brachte er mit belegter Stimme heraus, als sie an der Tür war. “Gern geschehen!” trällerte Mes zurück, zwinkerte ihn noch einmal an und verließ den Raum.

Namra erholte sich rasch. Schon zwei Tage darauf konnte er wie gewöhnlich herumlaufen. Wohl eher könnte, denn Sethos ließ ihn rund um die Uhr von einem hageren Mann im Auge behalten, der ihm im Abstand von einem Meter überallhin folgte. Mehrere Versuche, ihn bei den Nussbäumen am See abzuschütteln, scheiterten. Der Mann, der mit Namen Seka hieß, war außerordentlich beharrlich, schweigsam und nur schwer abzulenken. Die Herausforderung, Seka loszuwerden, beschäftigte ihn jedoch den ganzen Tag über und lenkte Namra von den vielen Blicken ab, die ihm viele hinter seinem Rücken zu warfen. Offensichtlich tratschten die Anubier hier fast so schlimm wie die Hauptfrauen neolibyscher Großhändler auf dem Markt in Tripol. Das Problem mit Seka löste sich allerdings ganz von selbst als Sethos ihn am späten Nachmittag allein in die große Säulenhalle zitierte. Die Tische standen leer und verlassen, aber am Ende der Halle hatte jemand zwei Stühle gegenüber einer großen Säule aufgestellt. “Bitte, setz’ dich.” bedeutete ihm Sethos mit einer Handbewegung.

“Namra, ich möchte, dass du mir alles erzählst. Alles, was an diesem Abend geschehen ist. Was du gesehen , welche Gerüche du wahrgenommen hast und wie schwer oder leicht dir der Weg gefallen ist. Eine Reaktion wie die deinige ist mir noch nie untergekommen, also vermute ich, dass es nicht an dir liegt.” Sethos sah ihn mit einem Blick an, mit dem man Marmor schneiden könnte, dann breitete sich ein dünnes Lächeln auf seinem Gesicht aus, das Namra wohl Sicherheit vermitteln sollte. “Wir sind alleine, du kannst also offen sprechen.” Namra runzelte die Stirn. Das klang alles wohlwollend, ja, aber… es deutete auf mehr hin, seine Instinkte witterten Gefahr. Eine Falle? Der Hogon suchte nach einer bestimmten Information. Er schien einen Verdacht zu hegen, den er mit den Anderen nicht geteilt hatte und wollte von ihm nun die Bestätigung hören. “Du stolperst in die Dunkelheit hinaus, erreichst die erste Schale. Dann hältst du die Fackel an die beiden roten und weißen Räucherklumpen, anschließend hast du den Duft eingeatmet und deinen Weg fortgesetzt. Was hat sich verändert? Die Farben, nehme ich an?” Sethos blickte ihn erwartungsvoll an, hatte den rechten Fuß auf seinen linken Oberschenkel hochgelegt und wartete gespannt auf Namras Antwort. “Nun, nein, Hogon. Da waren keine weißen oder roten Klumpen in der Schale.” Namra sah die Verwirrung auf dem Gesicht des Hogons, der Mühe hatte, sich wieder zusammenzureißen. Das war offensichtlich nicht der Verdacht gewesen, den der Hogon gehegt hatte. “Keine roten und weißen Räucherklumpen? Was zum.. Wie meinst du das? Was war denn sonst in diesen verdammten Schalen?!” Sethos hatte sich aus seinem Stuhl erhoben und stand vornübergebeugt vor Namra, die Hände auf dessen Armlehnen gestützt, während Namra in seinem Stuhl nach hinten rutschte. “Klumpen lagen schon in der Schale. Sie waren nur nicht rot und weiß.” - “Beschreib’ sie!” - “Ich weiß nicht mehr.. schwarz, irgendwie porös, schaumartig. Wie dicke Knollen oder kleine Felsen.”

Namra beschrieb die Brocken so gut wie es ihm möglich war, während Sethos’ Gesicht über ihm schwebte wie ein Raubvogel. Die Antwort stellte Sethos offenbar nur mäßig zufrieden, aber er ließ von ihm ab und ließ sich in seinen Stuhl zurückfallen. Für einen Moment grübelte er, schüttelte dann den Kopf. Schließlich heftete er den Blick auf Namra. “Du wirst mit niemandem darüber sprechen. Du wirst dieses Gespräch für dich behalten und auch die Erlebnisse dieses Abends ausschließlich mit mir diskutieren.” Namra schluckte. Der drohende Unterton war nicht zu überhören. Namra hatte schon vorher das Gefühl gehabt, dass mit Sethos nicht gut Datteln essen war, aber in diesem Moment wurde ihm klar, dass der Hogon Sethos ein gefährlicher Mann war, der zu allem fähig war und der Widerspruch oder Ungehorsam nicht duldete. Als sich auf Sethos’ Gesicht ein zähneblitzendes Lächeln ausbreitete wurde Namra vollends unwohl zumute. Er wollte aufstehen, fürchtete sich vor dem, was jetzt kommen würde, wollte weggehen, bevor Sethos wieder das Wort an ihn richten konnte. “Ich danke dir, Namra von Qara. Ich hatte schon große Dinge mit dir vor, bevor ich dich persönlich kennenlernen konnte, aber nun kannst du noch eine weitere Angelegenheit zu der Liste großer Taten hinzufügen, die dir noch bevorstehen und zu deren Triumph ICH DICH führen werde. Was mit dir passiert ist, Namra, war eine abscheuliche Tat. Der schlimmste und älteste Frevel der Welt. Jemand hat diesen Frevel an uns beiden verübt und wird dafür zur Rechenschaft gezogen.” Das Raubtierlächeln hatte Sethos Gesicht zu einer schakalhaften Fratze verzogen. “Wir wurden verraten, Namra. Und du wirst mir helfen, dieses Geschwür herauszuschneiden wie der Löwe das schwache Gnu aus der Herde reißt.”


(Quelle: Altes Degenesis-Forum)