Alisa
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Online ChargeneratorAussehenDürr, drahtig, wenig fraulich, eher wie ein Kind, aber mit einem hübschen, fast unschuldigen Engelsgesicht, weiche Gesichtszüge, funkelnde grüne Augen, eingerahmt von nachtschwarzem Haar, das wie das Gefieder eines Raben glänzt. Ihre Haare sind an den Schläfen rasiert, ein mit Stoffbändern durchzogener, geflochtener Zopf fällt lang den Rücken herunter, vorne hängen ein paar längere Strähnen ins Gesicht, die sie gekonnt aufreizend beiseite streichen kann, um ihrem Gegenüber zuzuzwinkern. HintergrundAlisas Leben lag schon immer in der Hand des Schicksals. Ihre Eltern setzten sie aus, weil sie nicht noch ein hungriges Maul stopfen konnten, aber anstatt ihr gnädig die Kehle durchzuschneiden, überließen sie das kleine Balg feige den Fäden des Schicksals. Einzig ein Stück trockener Rinde auf dem man mit Kohle den Namen "Alisa" geschrieben hatte und ein paar schmutzige Lumpen waren ihr Geburtsgeschenk. Völlig heiser geschrien und mit gerötetem Kopf wurde sie von einer Schar durchziehender Apokalyptiker gefunden. Das Tarot wurde befragt und Alisa durfte leben. Die Schaar nahm sich des Balgs an und erzog es, fütterte es, kleidete es und nutzte es aus. Sie musste härter arbeiten, als die anderen, musste sich beweisen. Sie war nur ein Findelkind, eine Niegeborene, kein Teil der Schar nur geduldet, aber sie schlug sich durch. Sie überlebte, aber tief in ihr drin, ist sie immer noch ein Kind. Gefangen in einer Welt aus Wahnvorstellungen. Eine Mauer vor der Realität, die sie zum Schutz aufgezogen hat. Sie blendet die Realität aus und verzieht sich tief in das Schneckenhaus ihres Verstandes, Windung um Windung immer tiefer in den Irrgarten ihres Pandemoniums. Sie ist hier, wenn sie geschlagen wurde, sie ist hier, wenn man sie hungern ließ und sie ist hier, wenn sie den Männern gefällig sein muss. Sie funktioniert gut, wenn sie nicht sie selbst ist, überzeugend, verführerisch aber das ist nicht ihr wahres Ich. Die Schar die sie fand, ist die Schar des Zwielichts. Sie hat sich darauf spezialisiert entlang der Handelsrouten und Schrotterwege zu kampieren und ihr kleines Paradies der flüchtigen Freuden aufzuschlagen. Immer wenn die Sonne sinkt und die vielen Kerzen und Lampen das Camp erleuchten, kann der Zauber beginnen. Hier zwischen den Zelten findet jeder was er sucht, den Rausch heißer Körper oder kalten Alkohols, den Rausch des Adrenalins in einer kleinen, drei mal drei Meter messenden Arena aus rostigen Eisengittern, Mann gegen Mann, oder Mann gegen Biest. Wer bluten will, kann sich hier austoben, wer wetten will, findet immer jemanden der dagegen hält. Knochen werden geworfen und die Karten nach den besten Artefakten befragt, aber nur wer zahlt, bekommt eine Antwort und nicht wenige laufen daraufhin in die Ruinen, aber ob sie etwas finden weiß der Rabe allein. AusrüstungIhr ständiger Begleiter ist ein Kuscheltier, ein Monstrum aus einem Kinderalptraum. Ein aus mehreren Teilen grob zusammengenähter Körper, der entfernt an einen Hasen erinnert. Ihr einzig wahrer Freund. Irgendwo tief in ihr drin weiß sie, dass tote Dinge nicht sprechen können, aber ihr Hase kann sprechen, auch wenn sonst niemand ihn hören kann. Er ist schlau, seine Tipps und Ratschläge erhalten sie am leben. Als Waffe trägt sie ein aus Gleisnägeln geschmiedetes Stilett. Es sieht mehr aus, wie ein 30cm langer, in sich verdrehter Dorn, dessen eines Ende mit abgegriffenen Lederstreifen umwickelt wurde. Die Spitze ist auf einer Länge von 5 cm abgeflacht und scharf geschliffen, dahinter verläuft der Dorn die restlichen 25 cm massiv aus. Um es besser greifen zu können und um ein entwaffnen zu verhindern, wurde ein kleiner Ring angeschmiedet, durch den entweder der Zeigefinger oder der kleine Finger passt, je nachdem ob die Spitze nach oben oder nach unten zeigt, ein Parierelement fehlt, damit man es besser verbergen kann. So mancher Kunde der grob wurde, fand diesen Eisennagel bis zum Ring in seinen Gedärmen versunken wieder oder der Schädel knackte unter dem daumendicken Stahlende des Griffes. Der Griff ragt ein wenig über die Hand hinaus, so das die Waffe sich gleichzeitig gut zum schlagen und stechen eignet. Um das Ziehen der Waffe aus der köcherartigen Scheide zu erleichtern, laufen die Griffwicklungen am Ende aus. So lässt sich die Waffe auf viele verschiedene Arten am Körper tragen, als Neckknife um den Hals gehängt, am Oberschenkel, oder Unterarm unter der Kleidung oder vertikal am Gürtel. Diese Waffe trägt sie ständig, im Lager, in der Kneipe, sie ist nie mehr als eine Armlänge von ihr entfernt, auch wenn die Hüllen fallen. Restliche Ausrüstung
Belastung mit Rucksack: 7 (Belastungsmalus -1W) Zwischenspiel: Ein typischer Abend im LagerSchweißperlen standen auf Alias Stirn, ihren Hasen hielt sie fest an sich gedrückt, während sie durch den Spalt im Zelt nach draußen blickte. Der raue Stoff des Kuscheltiers fühlte sich gut an, auf ihrer nackten Haut. Es fühlte sich an, wie ein Zuhause. Geborgen. Sicher. So sicher wie sie sonst nirgends war. Sie war nackt, ein breiter mit Münzen verzierter lederner Gürtel der locker auf der Hüfte lag und zwei Bänder mit Glöckchen, eines am Handgelenk und eines am Fußgelenk waren ihre einzige Kleidung. Durch den Spalt konnte sie das Lager riechen, die klare Nachtluft wurde durchzogen von beißenden Geruch nach Holzfeuern, Schweiß, Staub und Blut, gebratenem Fleisch und schwerem Selbstgebranntem. Du brauchst keine Angst haben Kleines schnarrte die kratzige Stimme des Hasen in ihrem Kopf. Heute Abend hast du gutes Publikum. "Pscht..." Alisa hielt dem Tier den Mund zu, auch wenn sie es besser wusste hatte sie immer noch Angst, jemand könnte ihn hören. "Da draußen sitzen nur schmutzige stinkende Schrotter mit schwieligen Händen!" jammerte sie leise. Aber es sind reiche, schmutzige, stinkende Schrotter! gab der Hase zurück, auch wenn seine Stimme durch Alisa´s Finger noch gepresster und unheimlicher klang als sowieso schon. Die Chronisten haben sie ausgezahlt und jetzt wollen ihre alten Glieder nichts lieber, als dir das Geld unter den Gürtel schieben, du wirst sie ausnehmen wie die Spitalier eine Burnhölle und was zurückbleibt ist nicht mehr der Rede wert und am nächsten Tag werden sie sich wieder durch den Schrott wühlen, nur um dir wieder ihre Wechsel geben zu können. "Aber..." setzte Alisa an. Kein Aber! befahl der Hase. Siehst du den alten Schrotter dort drüben, der Lüstling kommt jeden Abend um dich tanzen zu sehen, er hat heute etwas besonders wertvolles gefunden, er wird dein Kunde für heute Nacht! Natürlich wusste sie das selbst, jeden Tag vor dem Abend schlenderte sie durch das Lager, hörte aufmerksam zu, schaute wer nur prahlte, oder wer wirklich flüssig war, merkte sich Gesichter, verteilte schmachtende Blicke an die würdigen. Vorfreude ist die beste Freude. Aber sie brauchte den Hasen damit er ihr sagte was richtig und falsch war, sie war doch noch ein Kind und hatte Angst. Draußen vor dem Zelt verstummte die Musik. Das war das Zeichen, ihr Auftritt stand bevor. Sie hob den Hasen ein letztes mal, um ihm tief in die toten Knopfaugen zu schauen, aber wie immer: nichts. So oft sie es auch versuchte, in den Augen war kein Leben, kein Funke. Langsam senkte sie den Arm und der Hase fiel auf den Boden, etwas das sie später bitterlich bereuen würde, aber jetzt blieb das Kind mit dem Hasen zurück in dem Zelt. Alisa warf sich das dünne, durchsichtige Stück Stoff über die Schulter das mehr offenbarte, als verbarg und trat aus dem Zelt. Ihre Haut schimmert im Feuerschein und ihre Haare waren schwarz wie der Nachthimmel über dem Lager. Sie konnte sie sehen, die Geilheit in den Augen, unverhohlene rohe Gier auf Fleisch, wie Zungen über Lippen leckten und alkoholschwangerer Atem ausgestoßen wurde. Ihr einziger Trost war ihr Stilett, befestigt am Gürtel, verborgen auf dem Rücken. Ihr Lächeln war genauso schüchtern wie diese Kerle es wollten, die Illusion für jeden von ihnen, das er der erste war. Unschuldig und doch verdorben. Die Musik erklang, erst langsam und sie begann sich zu bewegen, während die Glöckchen im Takt der Musik jeden ihrer Schritte begleiteten. Erst langsam dann immer schneller wiegte sie ihren Körper, geschmeidig zum Takt der Musik. Ihr Zopf flog, das Tuch war längst verschwunden und nur ihre Haut bedeckte noch ihren Körper. Sie kam dem Publikum nahe, sie sollten sie berühren, riechen können, genug Zeit haben, um ein paar Dinar in den Gürtel zu stecken, immer mit der Sehnsucht und Geilheit in den Augen das es genug war damit sie zurück kam. Und der Hase hatte recht, der alte Schrotter war reich und spendabel, in dieser Nacht würde sie ihm jeden Wunsch von den Augen ablesen und ihm das Gefühl geben, das sie ihm gehörte, sie ihm den Vorzug gab, vor all den anderen, jüngeren da draußen. Der Hase hatte recht gehabt, wie immer. Was würde sie nur ohne ihn machen. Vom Boden des Zeltes aus stierten die toten Augen des Hasen zu dem bunten Treiben hinaus. Das Feuer spiegelte sich in ihnen und dunkle Flammen glosten in dem Stoffschädel. Er beobachtete jede Bewegung ihres Tanzes, nahm jedes Detail in sich auf. Was würde er nur ohne sie machen? Zwischenspiel: Schatten der VergangenheitAlisa rannte wie sie noch nie zuvor in ihrem Leben gerannt war, hektisch blickte sie nach links und rechts und suchte zwischen den Ruinen nach einem Versteck. Die Luft brannte in ihren Lungen und dicht hinter sich konnte sie die schweren Schritte des Schrotters hören der ihr dicht auf den Fersen war. Sie war ausgeschickt worden, um ein paar Schrotter zu beklauen, die am Rande eines kleinen Ruinenfeldes ihr Lager aufgeschlagen hatten und Tag für Tag zwischen den Betongerüsten verschwanden, um Schrott zu sammeln. Sie hatte die drei beobachtet und der Anführer ein baumlanger Kerl mit Armen so dick wie ihre Oberschenkel schien einen wertvollen Fund gemacht zu haben. Kleine, grüne Platinenbauteile aus einem Plastikkasten. Das sollte ihre Beute sein, klein genug, um sie verstecken und transportieren zu können aber hoffentlich wertvoll genug um den Raben zufriedenzustellen. Der Schrotter jedenfalls war hellauf begeistert gewesen. Sie wartete bis kurz vor dem Morgengrauen. Die Schrotter stellten zwar Wachen auf, aber jetzt waren alle am Tiefpunkt, einige schliefen schon und die letzte Wache wurde langsam unaufmerksam. Vorsichtig war sie in das Lager geschlichen als die Wache sich aufmachte, um sich hinter einem Schuttberg zu erleichtern. Das war ihre Chance, auch wenn ihr vor Aufregung ganz schwindelig war. Ihr Herz klopfte laut und wo ihre Eingeweide waren, hatte sich ein harter Knoten gebildet. Sie hatte eine Scheißangst, aber noch schlimmer wäre es gewesen, ohne etwas zur Schar zurück zu kommen. Soviel hatte sie schon gelernt. Was auch immer ihr hier draußen passieren konnte, nichts war so schlimm als in der Schar Schwäche zu zeigen. Dann lieber bei dem Versuch sterben. Und wie es aussah war es jetzt gleich soweit. Sie konnte dem schlafenden Schrotter den Beutel entwinden und fand auf Anhieb die kleinen Platinen, welche der Schrotter vorsichtig in ein paar dünne Tücher eingeschlagen hatte. Aber damit war ihre Glückssträhne auch schon zu Ende, sie hatte einen Stolperdraht übersehen und riss eine ganze Pyramide von alten Dosen um, die scheppernd zu Boden gingen. Sofort wachten die Schrotter auf, aber nur der Riese war geistesgegenwärtig genug, sofort die Verfolgung aufzunehmen und mit seinen langen Beinen holte er schnell auf. Das Geschrei der anderen Schrotter im Rücken, sprintete Aliso los, wie das Kaninchen, das vor dem Wolf flüchtet, hakenschlagend immer tiefer in die Ruinen, aber viel zu schnell ging ihr die Luft aus, Sterne tanzten vor ihren Augen und das Atmen fiel ihr zusehends schwerer. Dann, vielleicht die Rettung, in einer staubigen Betonwand klaffte ein schmaler Kellereingang, Stufen führten in die Finsternis dahinter. Hier draußen war sie verloren, das wusste sie, da drinnen hatte sie vielleicht eine Chance. Mit einem verzweifelten Hechtsprung überwand sie die letzten Meter und sprang in die Finsternis. Die Platinen an sich geklammert, kam sie ins Straucheln und stürzte die letzten paar Stufen herunter, schmerzhaft schürfte sie sich die Hände und die Knie auf. Mit einem dumpfen Aufschlag kam sie auf dem mit Schutt übersäten Boden auf und die Luft wurde gänzlich aus ihren Lungen gepresst. Für die Winzigkeit eines Augenblicks dachte sie, der Schrotter würde ihr nicht folgen. Aber dann polterte etwas Schweres die Treppe herunter und sie wurde unsanft wieder hochgerissen, die Platinen entglitten ihrer Hand und ihre Kleidung ächzte unter den Pranken des Schrotters, als der sie hochhob und gegen die Wand drückte. Ihr Kopf schlug hart auf den Beton und kurz wurde ihr schwarz vor Augen, sie schmeckte Blut im Mund, der stechende Schmerz kam mit Verzögerung, sie hatte sich auf die Zunge gebissen. Ihr Füße baumelten in der Luft, der Schrotter war mehr als zwei Kopf größer als sie und schrie sie an, aber vor ihren Augen war immer noch alles verschwommen und die Geräusche kamen nur gedämpft an ihr Ohr. Dann hörte sie die Stimme. Scheiß Situation, oder? "Wer, wer ist da?" stammelt sie und der Schrotter blickte sie völlig verwirrt an, eben noch hatte er sie angeschrien, jetzt ließ er sie fallen und wirbelte herum. Alisa sackte zu Boden und ihre Beine gaben unter ihr nach. Gut gemacht Kleines! Jetzt gib ihm den Rest solange er abgelenkt ist! erschrocken schaute sie auf, verwirrt, aber der Schrotter schien die Stimme nicht gehört zu haben. Gerade als er sich wieder zu Alisa umdrehen wollte und murmelte "Da ist niemand du Schlampe, jetzt mach ich dich ferti...." rammte sie ihm ihr Stilett in den Oberschenkel. Butterweich glitt der alte Stahl durch das Leder der Hose, vorbei an den aufgenähten Metallplatten und fraß sich tief ins Fleisch. Der Schrotter schrie auf und schlug ihr hart ins Gesicht, ihr Kopf schnappte zur Seite und die Haut platzte auf. Wieder tanzten Sterne vor ihren Augen. Noch mal, gibs ihm, mach ihn fertig! wütend stachelte die Stimme sie weiter an, lenkte sie vom Schmerz ab. Der Schrotter griff nach seiner Waffe, einer klobigen Keule mit einem hässlichen Kranz aus Nägeln und Schrauben, aber bevor er damit in dem engen, dunklen Kellerloch ausholen konnte, hatte Alisa das Stilett mit einer Drehung freigerissen und ein Schwall warmen Blutes spritzte auf ihre Hand. Dann stach sie erneut zu, diesmal höher und trieb den Stahl tief in den Bauch des Schrotters. Dieser keuchte auf und riss sein Knie hoch. Alisa spürte wie sie erneut den Boden unter den Füßen verlor und in die Luft gehoben wurde, das Stilett riss sie aus der Wunde und taumelte weiter in die Dunkelheit. Aus den Augenwinkeln konnte sie noch einen Schatten wahrnehmen und warf sich mit verzweifelter Kraft zur Seite. Die Keule streifte ihr Schulter und warf sie zu Boden, ein Schmerz explodierte in ihrer, vom Sturz lädierten Schulter. Instinktiv rollte sie sich in der Finsternis zur Seite, unter etwas das mal ein Tisch gewesen sein muss und hielt die Luft an. Tränen rannen ihr über das Gesicht, so sehr biss sie sich auf die Lippe, um nicht vor Schmerzen zu wimmern. Gib nicht auf, er ist fast fertig, er blutet wie ein angestochenes Schwein! schnarrte die Stimme in ihrem Kopf. Vor dem Licht, das durch den Treppenaufgang hineinfiel, zeichnete sich der Schrotter wie ein Scherenschnitt ab. Er keuchte schwer und hielt sich den Bauch, sein Bein blutete stark, der Staub unter ihm vermischte sich mit seinem roten Lebenssaft. "Du hast genug, richtig?" stieß er grimmig aus und griff nach dem am Boden liegenden Stoffbündel mit den Platinen. Jetzt! grölte die Stimme. Alisa rollte sich seitlich unter dem Tisch hervor, mit der Kraft der Verzweiflung warf sie sich wieder auf den Schrotter und stieß ihm das Stilett in die Armbeuge, tief drang die Klinge in das Lymphgewebe. Noch bevor sie das Stilett herauszog, konnte sie sehen, wusste sie, das sie gewonnen hatte. Der Blick brach und der Schrotter kippte zur Seite. Seine Augen waren geweitet. Panik. Er klammerte sich ans Leben, wollte nicht sterben. Erschrocken taumelte Alisa zurück in die Dunkelheit, bis sie mit dem Rücken an eine Wand stieß. Vorsichtig, blind in der Dunkelheit tastete sie sich daran entlang, bis in die hinterste Ecke des Kellers. Ihre Hand griff in etwas weiches, fühlte Nähte, Knopfaugen, einen Stoffhasen. Das Stilett noch umklammert zog sie die Beine an sich und drückte den Hasen fest in ihre Arme. Vor ihr, im grauen Licht des anbrechenden Tages das in den Keller fiel, starb der Schrotter, verblutete. Alisa hielt sich die Ohren zu, sie ertrug das Jammern nicht, das nie enden wollende Jammern. Die anderen beiden Schrotter trauten sich nicht herunter, sie hörten von oben wie ihr großer Freund unten in der Dunkelheit jämmerlich starb. Furcht erfüllte ihre Herzen, was wartete dort unten in der Dunkelheit das ihren Freund so zugerichtet hatte? Sie riefen noch ein paar mal nach ihm und verschwanden dann. Siehst du, war doch ganz leicht! meldete sich die Stimme wieder, jetzt fast fröhlich. "Kannst...kannst...kannst du sprechen?" flüsterte Alisa in der Dunkelheit, aber der Hase schwieg. Es war weit nach Mittag als Alisa verdreckt, blutbesudelt und humpelnd die Treppe aus dem Keller nach oben kam. In einer Hand den grotesken Stoffhasen, der Alptraum aus einer Kinderseele, in der anderen den Beutel mit den Platinen. Das Licht blendete sie, aber sie hatte überlebt und sie wusste auch wem sie das zu verdanken hatte. Die Schar des ZwielichtsFünf bunt bemalte Wagen schlängeln sich durch das Land. Karren aus geschmiedeten Stahlrahmen, mit mehrfach geflickten Ballonreifen, die mit Gummifetzen und Stroh gefüllt sind. Bei einigen wurden Schrauben durch den Mantel getrieben, um dem Reifen mehr Grip zu geben. Die Aufbauten der Wagen sind so unterschiedlich wie ihre Bewohner, zwei sind aus Holz, das mit Schnitzereien verziert und mit Schmiedeeisen verstärkt wurde, einer ist aus Wellblech, in ihm ist die Brennerei. Einer ist nicht mehr als ein Planwagen und der letzte eine groteske Mischung aus Holz, Sandblechen und Lumpenvorhängen. Aber eines haben alle gemeinsam, die bunte Farbe. Die Wagen sind über und über mit Mustern und Symbolen verziert. Oft blättert die Farbe schon ab, aber bei jeder sich bietenden Gelegenheit wird der Anstrich erneuert. Wie die Lebensringe eines Baumes haben sich über die Jahre eine große Zahl von Anstrichen auf den Wagen angesammelt und wer nur lange genug kratzt kann immer noch eine neue hauchdünne Schicht Farbe finden bevor er auf den Untergrund trifft. Über allem prangt aber der schwarze Rabe, rechts von ihm der Mond und links von ihm die Sonne. Der Umbruch vom Tag zur Nacht, der Rabe des Zwielichts. So unterschiedlich wie die Wagen sind auch die Zugtiere, Bullen, Pferde und ein mit Selbstgebranntem befeuerter Traktor ziehen sie unermüdlich durch die Landschaft. Im Schlepptau eine kleine Herde von Nutztieren, zwei Kühe und Ziegen, die von Finken versorgt und getrieben werden. Der erste hölzerne Wagen gehört Drasko, dem Raben der Schar. Eine charismatische Erscheinung, dunkle Augen und ein schwarzer Spitzbart, muskulös mit einem gewinnenden Lächeln. Er führt die Schar von Ort zu Ort, er war lange allein dort draußen und kennt die Wege und ihre Gefahren. Er befragt die Karten und manchmal ändert der ganze Treck auf sein Geheiß plötzlich die Richtung. Er genießt unbedingten Respekt und seine Entscheidungen werden nicht in Frage gestellt, er ist die Autorität die aus Individualisten eine Gruppe macht. Geschickt mit dem Wort und dem Messer, aber sein wahrer Schatz ist sein Jagdgewehr. Der zweite hölzerne Wagen gehört Radisav, dem Mann für´s Grobe und Drasko's rechte Hand. Er hat die Raubkrähen der Schar um sich und auf seinen Wink hin schwärmen sie aus, rauben, plündern, stehlen oder verteidigen die Wagen. Er führt sie an auf seinem Motorrad. Ersatzteile und Destillat sind knapp, daher kommt es nur bei wirklich wichtigen Missionen zum Einsatz, aber er hat die Handhabung der Höllenmaschine nicht verlernt, seine schnellen Vorstöße beim Angriff und dem verfolgen einer Gegners sind legendär. Der Wagen aus Wellblecht untersteht Jelica, der Brandmeisterin. Ihr Gespür für die richtigen Zutaten hat sie selten getäuscht. Untersetzt ist sie, nach den Maßstäben der Apokalyptiker keine Schönheit, aber ihr Wissen um einen guten Tropfen hat sie unentbehrlich gemacht. Wann immer sie kann befeuert sie die kleine Destille, damit der Vorrat für den Traktor und für das Publikum nicht alle wird. Meist entscheidet sie erst nach dem ersten Schluck einer neuen Charge, ob er für das Gefährt oder das Publikum ist. Auf dem Planwagen sind die Zelte und die restlichen Ausrüstungsgegenstände für die anderen Mitglieder der Schar, Vujadin ist für ihn verantwortlich. Er verteilt und nimmt. Wann immer er etwas neues braucht, wendet er sich an Drasko oder Radisav, ersterer wenn es gekauft werden muss, letzterer wenn es auch geraubt werden kann. Der letzte Wagen schließlich gehört Violeta der Spechtin. Er ist ein kleines Wunderwerk, auf der Fahrt ihr Zuhause, im Lager lässt er sich durch die modulare Bauweise in eine kleine Bar aus Blech, Vorhängen und Teppichen umbauen, mit einem Tresen an dem Jelica´s Selbstgebrannter ausgeschenkt wird und Sitzmöglichkeiten, um sich entspannt dem Rausch hinzugeben. (Quelle: altes Degenesis-Forum, mittlerweile gelöscht) |