Nicola Schäfer

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Die Inhalte im grauen Kasten wurden von Fireball28 erstellt. Es handelt sich um Fanwork und nicht um offizielle Spielinhalte.

Nicola Schäfer

Kalter Wind trieb dichten Schnee über die Berghänge hinab in das schmale Tal. Aufrecht stehend zeichnete sich die schlanke Gestalt der Grenadierin Nicola Schäfer vor der Silhouette der Alpen ab. Ihr weißer Tarnmantel wehte im Wind und Schneeflocken tanzten um ihre Gestalt. Ihr schwerer Atem ließ weiße Dampfwölkchen entstehen, die aus den offenen Atemschlitzen ihres Gefechtshelms drangen. Kurz dachte sie noch an den Funkspruch, der ihren Gefechtstrupp erreicht hatte. Ein Funkspruch, wie er die Truppe schon etliche Male erreicht hatte. Stellung 25 hatte Feindkontakt gemeldet. Schallmeier, ihr Truppführer, hatte voll Enthusiasmus darauf reagiert und seine 12 Mann starke Einheit sofort in Bewegung gesetzt. Es war seitdem eine gute Stunde vergangen in der sie und ihre Kameraden durch den tiefen Schnee gerannt waren. Mit angestrengtem Blick starrte Nicola nun in Richtung der Geräusche, die hallend im Tal zu vernehmen waren. Schallfetzen von wilden Rufen, das Bellen von Wegbereitern, die in vollautomatischem Feuer benutzt wurden und Explosionen von Granaten. Sehr ungewöhnlich, dachte sie für sich und setzte sich wieder in Bewegung, um den Anschluss nicht zu verlieren.

Unteroffizier Schallmeier winkte die Truppe weiter voran, verteilte die Hellvetiker strategisch günstig talaufwärts hinter Geröll und Felsen. Mit einem Wink gebot Schallmeier ihr und einigen anderen in eine etwas erhöhte Position zu wechseln, Rekrut Müller wurde mit vier anderen Neulingen hingegen deutlich weiter nach vorne verlegt. „Zu viele Neue, zu viele unerfahrene Frischlinge. Was denkt sich Schallmeier eigentlich?“, hörte sie jemanden sagen. Der Richtstrahler des Trupps setzte Funkspruch um Funkspruch auf der Frequenz des Vorpostens ab, ohne jedoch eine Antwort zu bekommen. Nur statisches Rauschen und Knacken erfüllte den Äther.

Langsam erstarb das Gefecht im Tal. Wer hatte gewonnen? Niemand wusste Bescheid, niemand hatte auch nur die leiseste Ahnung, was auf sie zukommen würde. Plötzlich zerriss ein gellender Schrei das Heulen des Windes und Prasseln des Schnees. Viel näher diesmal, kaum 500 Meter entfernt. Müller ... ein bellender Schuss, ein zweiter, dritter, dann wieder Schreie. Stille.

Schallmeier erhob sich hinter seiner Deckung, gab dem Funker und einem weiteren Veteranen der Gruppe zu verstehen, ihm zu folgen. Langsam machten sich die Hellvetiker daran vorzurücken. „Nicht! Das ist ein Fehler. Bleibt auf Position ihr verdammten Irren!“, sprach Nicola leise zu sich, doch schon wurden die Gestalten ihrer Kameraden vom Schneetreiben verschluckt. Weitere Schreie und Schüsse… erneute Stille… dann taumelte eine Gestalt auf die verbliebenen vier zu, einen Wegbereiter hinter sich her schleifend. Schallmeier. Ein Arm fehlte ihm und Blut troff aus der klaffenden Wunde, spritzte in dicken pumpenden Strahlen in den weißen Schnee. Die Sanitäterin sprang auf und rannte zu ihm, half ihm zurück in Deckung. Nicola erhob sich ebenfalls. Mit ihren 24 Jahren zählte sie bereits zu den Veteranen des Zuges und war eine Überlebende des Gemetzels vor einigen Wochen, bei denen Schallmeiers Kampftrupp bei der Verteidigung von Reisenden gegen Spaltenbestien fast aufgerieben worden wäre. Nur ein überhasteter Rückzug rettete wenigstens einigen Hellvetikern das Leben. Hastig erhob sie sich aus ihrer Deckung, huschte vor und sank neben Schallmeier auf die Knie. Lange zu leben hatte er nicht mehr. Es brauchte nun wirklich keinen ausgebildeten Arzt, um das festzustellen. „Kakerlaken….Dutzende….ihr müsst fliehen!“ keuchte Schallmeier. „Rettet euch und … warnt die Festung!“ Jemand rief etwas, das Nicola aber nicht verstand. Sämtliches Blut war nun aus ihrem Gesicht gewichen. Was sollte sie tun? Rückzug? Fliehen? Niemals wieder würde sie fliehen, das hatte sie sich geschworen. Niemals wieder würde sie die Last auf ihre Seele laden, für den Tod Unschuldiger verantwortlich zu sein. Noch immer konnte sie die Schreie der Menschen hören, das Reißen ihres Fleisches und das geifernde Brüllen der Bestien – ganz so, als wäre das Gemetzel erst vor einigen Stunden gewesen. Wie benommen schüttelte sie den Kopf, verdrängte die dunklen Erinnerungen und blickte zu Schallmeier hinab. Das Blut spritzte nun nicht mehr, sickerte nur noch sachte aus der Wunde. „Alles hört auf mein Kommando!“ Die Stimme der Grenadierin schnitt durch den kalten Wind. Die Hellvetiker blickten sie an. „Heinrich. Du bist der Schnellste von uns. Lauf zum Bunker und sag ihnen, die Kakerlaken kommen. Sag ihnen, wir werden kämpfen und aushalten solange es geht. Sag ihnen was hier geschehen ist.“ Heinrich nickte, erhob sich aus seiner Deckung und begann so schnell er konnte den verschneiten Hang nach oben zu klettern. Erwartungsvoll blickten die restlichen Soldaten Nicola an. Mit einigen Handbewegungen verteilte sie die Truppe über das verschneite Geröllfeld. Einer der Männer war kaum in Deckung, als ein Pfeil nur einen Meter von ihm entfernt in einen Stein einschlug und splitternd daran zerbarst. „Feuer frei! Gebt ihnen Saures und treibt sie zurück in die Hölle aus der sie gekommen sind!“ brüllte die Grenadierin mit sich überschlagender Stimme. „Für das Urvolk und für Schallmeier!“ Wegbereiter feuerten daraufhin in kurzen Salven oder Einzelschüssen auf die Schemen im Schneetreiben. Treffer. Treffer. Treffer. Verdammt…daneben. Nicola blickte auf ihre Anzeige. Scheiße. Nur noch 3 Schuss. Hastig sah sie sich um. Gut zwei Dutzend Kakerlaken huschten durch das Geröllfeld. Immer wieder brachen einzelne zusammen, schrien vor Schmerz auf, wenn ein Schuss sein Ziel fand. „Wieder daneben….Dreckstück!“ murmelte Nicola leise und nahm wieder Ziel. Die halbnackte Kriegerin mit dem Schild und der kantigen Axt war kaum mehr 50 Meter von der Sanitäterin entfernt. Treffer! Schreiend sank die Kriegerin in sich zusammen und hielt sich die Bauchwunde aus der langsam die Gedärme herausquollen. Erneut blickte Nicola auf ihre Munitionsanzeige - nur mehr ein Schuss und sie konnte sich denken, dass es bei den anderen kaum besser aussah. Ihre Gedanken rasten und überschlugen sich. Hastig sah sie sich um und erblickte ein Schneebrett, das sich, gefährlich und drohend, knapp seitlich ihrer Stellung oberhalb der angreifenden Kakerlaken befand. Wenn es ihr nur gelänge….Ruhig streifte sie ihren Helm ab, küsste sanft den kalten Schaft ihres Wegbereiters. Kalter Wind umspielte ihre kurzen braunen Haare und Schneeflocken kitzelten ihr Gesicht. Sorgfältig begann sie auf den schmalen Übergang aus Eis zu zielen, der scheinbar das Schneebrett daran hinderte abzubrechen. Sie atmete aus und drückte ab. Endlose Sekunden vergingen, dann erklang ein Knacken, ein Brechen, das Schneebrett löste sich mit einem dumpfen Rumoren und stürzte hinab ins Tal, riss die verblieben 13 Kakerlaken mit sich.

17 bestätigte Tötungen mit nur 7 Schuss. Das sollte den Ruf des Zuges wieder herstellen - doch zu was für einem Preis. Bitter lächelnd und von Kälte und Adrenalin zitternd erhob sie sich aus ihrer Stellung. Erst jetzt bemerkte sie die Jubelrufe ihrer verbliebenen Kameraden, ihrer Freunde…


(Quelle: Altes Degensis-Forum)